Bis zum heutigen Tag danke ich meinen Sternen, dass ich das Glück hatte, meinen Weg zu finden, meinen Guru zu finden, und ich preise mich glücklich, dass ich Gurumayi seva anbieten kann.
Eine meiner liebsten Erinnerungen ist die, als ich für Gurumayis Maha Yatra — die Große Pilgerreise — seva machen durfte. Die Maha Yatra, die eine fortlaufende Pilgerreise mit vielen Zwischenaufenthalten war, begann im November 1995 im Shree Muktananda Ashram und endete im Shree Muktananda Ashram im Juni 1996. Einer der Aufenthalte der Maha Yatra war die Stadt Lódź in Polen im April 1996. Viele Siddha Yogis und neue Suchende aus Russland und anderen Gebieten Osteuropas unternahmen ihre eigene Pilgerreise nach Lódź, um bei satsangs mit Gurumayi dabei zu sein.
Gurumayi lud alle Teilnehmer dieser satsangs ein, sie auf eine Pilgerreise zum Jasna Góra Kloster zu begleiten, das sich in der Stadt Częstochowa befindet. Innerhalb dieses Klosters hängt die Ikone Unserer Lieben Frau von Częstochowa, die auch als Schwarze Madonna bekannt ist. Die Stätte ist ein nationales Heiligtum in Polen und ein zentraler Ort der Verehrung sowohl für römisch-katholische als auch für orthodoxe Christen. Es kommen Pilger aus ganz Europa, um zu ihr zu beten, denn sie ist dafür bekannt, Wunder zu wirken. Das Allerheiligste ist nur schwach beleuchtet. Die Luft ist von Weihrauch, dem Duft der Blumen und den heiligen Klängen der Messe erfüllt. Als Gurumayi durch den Schrein schritt, brachte sie der Schwarzen Madonna Geschenke und Gebete dar.
Der Schrein liegt in einem Komplex von Gebäuden und Gärten. Eine seiner Besonderheiten ist ein Glockenturm, der sich 106 m hoch erhebt. Vom Turm herab bietet sich den Besuchern eine herrliche Aussicht auf die Landschaft. Gurumayi begann die schmale Wendeltreppe, die zum Aussichtspunkt führt, hinaufzusteigen. Ich dachte, dass Gurumayi auf der Treppe zum Turm bestimmt gern etwas Raum hätte, und so bat ich die Gruppe der anwesenden Siddha Yogis, ein wenig zu warten, bevor sie hinterhergingen. Nachdem Gurumayi einige Stufen erklommen hatte, drängte sich ein Pulk von Touristen vor, die anscheinend so schnell ihre Beine sie tragen konnten, nach oben kommen wollten. Unsere Gruppe befand sich jetzt also hinter dieser Touristenschar.
Nachdem Gurumayi einige Zeit im Turm verbracht hatte, gingen wir alle wieder die Treppe hinunter. Gurumayi wandte sich zu mir und fragte: „Wäre es nicht besser gewesen, wenn die Gruppe von Siddha Yogis, die mich zum Kloster begleitet haben, zusammen mit mir auf den Turm gestiegen wären? Es sind schließlich meine Leute. Es sind meine Leute!” Mittlerweile schien die Sonne hell und heiß, und Gurumayi setzte ihren Spaziergang fort und ging zu einer großen Rasenfläche, wo sie sich hinsetzte und darshan gab.
Ich musste mich zu diesem Zeitpunkt bemühen, dass mein Geist mich dafür, wie ich gehandelt hatte, nicht niedermachte. Ich musste präsent bleiben, um Gurumayis Führung und ihren darshan zu erhalten und weiterhin meinen seva-Verpflichtungen nachkommen zu können.
Gurumayis Worte „Es sind meine Leute” drangen in mein Herz. Ich wusste, dass „eine von Gurumayis Leuten zu sein“ bedeutet, dass wir aufgefordert sind, Gott zum täglichen Weggefährten zu machen. Diese Aufforderung war verlockend und zugleich ziemlich beängstigend. Ich sage „verlockend”, weil es eine so große Ehre ist, eine solch erhabene Aufforderung zu erhalten, Gott zu unserem beständigen Weggefährten zu machen! Und ich sage „beängstigend”, weil ich wusste, dass dazu jede Faser meines Wesens von der Liebe Gottes neu gestaltet werden musste.
Im Laufe der Jahre kehrte ich in Gedanken immer wieder zu der Lehre zurück, die Gurumayi mir an jenem Tag gegeben hatte. Ich dachte, ich hätte das Richtige getan, als ich Gurumayis Leute bat, Abstand zu halten, um Gurumayi mehr Raum beim Aufstieg auf den Turm zu verschaffen. Jetzt verstehe ich, dass Gurumayi nicht nur vom körperlichen Abstand zu ihrer Form sprach: Gurumayi trieb mich dazu an, mir meine Herangehensweise an das Göttliche ganz genau anzusehen. Die beständige Reflexion darüber hat mich sehen lassen, dass ich mich Gott und dem Guru umso näher fühle, je mehr ich mich in mein Herz versenke, um seine Tiefen auszuloten. Dies ist ein mysteriöser und ekstatischer Prozess, der ständig in Bewegung ist. Es gibt dabei eine subtile Verflechtung des Innen und des Außen, die durch das Elixier der Gnade möglich wird.
Ich habe Gurumayi oft sagen hören, dass der Guru uns näher ist als unser eigener Atem. Das bedeutet für mich, dass jedes Einatmen und jedes Ausatmen uns den Weg bahnt, das Göttliche zu berühren. Wenn ich an den Besuch in Częstochowa zurückdenke, erinnere ich mich an den Augenblick, in dem Gurumayi langsam ihre Hände zusammenlegte und den Kopf vor der Schwarzen Madonna senkte. Als ich das sah, fragte ich mich, ob ich jemals die Tiefe des Gefühls, die Ehrerbietung und die Vollkommenheit erfahren würde, die ich vor mir sah. Ich weiß jetzt, dass wir alle mit jedem Einatmen und Ausatmen in dieses sanctum sanctorum des Herzens eingeladen sind, hin zu der Erkenntnis, dass Göttlichkeit und Vollkommenheit in uns allen und in allem um uns herum existieren.