Ich wurde in Casablanca in Marokko geboren und wuchs in einer muslimischen Familie auf, in einer sehr spirituellen Atmosphäre. Mein Vater folgte dem Sufi-Weg und pflegte mir diesen Sufi-Satz zu sagen: Ein großes Wesen nährt, erhält und beschützt die Welt durch seine Gegenwart und vollkommene Liebe. Als Kind liebte ich diesen Spruch und trug ihn im Herzen. Ich konzentrierte mich auf diese beiden Wörter: nährt und beschützt. Ich erinnerte mich oft an sie, besonders wenn ich Angst hatte oder eine schwierige Zeit durchlebte.
Als ich 1983 an der Universität von Bordeaux in Frankreich Medizin studierte, kam ich zum ersten Mal mit dem Siddha Yoga Weg in Berührung. Im Jahr davor hatte ich angefangen, ein brennendes Verlangen nach der Erkenntnis Gottes zu spüren. Es war ein Hunger: Ich wollte spirituell genährt werden. Diese Sehnsucht machte mir deutlich bewusst, dass ich jemanden brauchte, der dieses Thema ganz und gar gemeistert hatte, jemanden, der mich klar und konkret lehren konnte, wie man Gott erkennt.
Nachdem ich im Februar 1983 in meiner Universität an einer Konferenz über Siddha Yoga Meditation teilgenommen hatte, wusste ich, dass ich meine Meisterin gefunden hatte: Gurumayi Chidvilasananda.
In den folgenden Jahren erfuhr ich enorme Gnade durch das Studium von Gurumayis Lehren. Ich erinnere mich, dass ich die Abende nach dem Unterricht mit dem Lesen von Siddha Yoga Büchern verbrachte, und sie stillten wirklich meinen Hunger und gaben mir alles, was ich brauchte. Ich fühlte mich genährt. Die Lehren halfen mir, meinem Ziel, Gott zu erkennen, näher zu kommen. Und sie halfen mir, eine starke Beziehung zu Gurumayi aufzubauen.
Meine Beziehung zu Gurumayi vertiefte sich im Laufe dieser frühen Jahre. Als Gurumayi dann im Jahr 1987 zu einem Lehr-Besuch in Europa war, besuchte ich in Paris meinen ersten satsang mit ihr. Was mir von Gurumayis darshan an jenem Tag am stärksten in Erinnerung geblieben ist, sind die Freude und die glücklichen Tränen, die so natürlich aufstiegen. Nachdem ich Gurumayis darsha erhalten hatte, engagierte ich mich sehr in der seva im Siddha Yoga Meditationscenter in Bordeaux, besonders in satsangs und bei den Live-Übertragungen von Shaktipat Intensives.
Viele Sommer lang besuchte ich den Shree Muktananda Ashram mit anderen Siddha Yogis aus Frankreich, um an Trainings für Centerleiter/innen und anderen Kursen teilzunehmen. Obwohl die Besuche während meiner Sommerferien sehr kurz waren, waren sie unglaublich. Da ich in Frankreich lebte, gab es in der restlichen Zeit des Jahres eine räumliche Distanz zwischen meinem Guru und mir. Aber das spielte keine Rolle – Gurumayis Lehren brachten sie mir ganz nahe.
Dann, im Jahre 2001 – mein geschäftiges Leben war mit einer großen Patientenliste und einer erfolgreichen Praxis ausgefüllt – begann ich eine Veränderung im Inneren wahrzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich Gurumayi bereits ein paar Jahre lang nicht persönlich gesehen. Als ich mich auf diese innere Veränderung konzentrierte, erkannte ich darin das starke Verlangen, noch einmal Gurumayis darshan zu erleben und in ihrer physischen Gegenwart zu sein. Ich begann, an sie zu denken und sie sehr zu vermissen. Diese Sehnsucht trug sowohl eine Süße als auch ein brennendes Verlangen in sich – und sie war unentwegt präsent.
Dieses Verlangen nach Gurumayis Nähe hielt an – bis ich eines Nachts von Gurumayi träumte. Im Traum befand ich mich in einem großen Meditationssaal. Ich war ganz alleine dort und saß auf dem Boden vor den Bildern der Siddha Yoga Gurus auf der puja. Ich betete intensiv zu Gurumayi, als sich eine Tür auf der Seite des Raums öffnete, und da war sie! Gurumayi trat ein – ruhig, majestätisch, strahlend und von einem prachtvollen goldenen Licht umgeben. Ich war von der Kraft ihrer Gegenwart überwältigt. Als sie meinen Platz erreichte, hielt sie an. Die Wellen ihrer shakti waren so stark zu spüren, dass ich nicht einmal zu ihr hochsehen konnte. Ich hielt meinen Blick auf ihre Füße gerichtet. Gurumayi legte ihre Hand auf meinen Kopf, und ohne dass sie sprach, hörte ich ihre Stimme in meinem Innern sagen: „Wann wirst du verstehen, dass ich immer bei dir bin?“
Ich wachte am nächsten Morgen auf und war tief berührt von dem, was geschehen war, und Gurumayi sehr dankbar dafür, dass sie mein Gebet erhört hatte. Ich wusste, dass mein darshan mit Gurumayi wirklich stattgefunden hatte: Gurumayi war bei mir gewesen. Sie hatte mir gezeigt, dass wir niemals getrennt gewesen waren – unsere Liebe war vollkommen.
Gurumayis Lehre wurde der stärkste Befehl, den ich je erhalten hatte. Ich wusste, dass ich diesem Befehl folgen musste. Und deshalb betete ich eines Morgens in der Meditation, als ich meinen Tag begann, darum, ich möge mich im Laufe des Tages in Gedanken und im Herzen stets an das Wissen erinnern, dass Gurumayi immer bei mir ist. Dieses Gebet ist Teil meiner regelmäßigen Übung geworden. Wenn ich dieses Bewusstsein beibehalte, scheint alles in meinem Alltag an den richtigen Platz zu fallen. Es gibt einen konstanten Fluss der Liebe zwischen Gurumayi und mir, und diese Liebe fließt nach außen zu den Menschen um mich herum – zu meinen Patienten, zu meinen Freunden, zu jedem, dem ich begegne. Sogar wenn ich nur allein für mich dasitze, fühle ich mich vollkommen mit dieser Liebe verbunden, und sie erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit.
Gurumayi hat mich zu einem größeren Verständnis jenes Sufi-Satzes geführt, den mich mein Vater vor so vielen Jahren gelehrt hatte: Ein großes Wesen nährt, erhält und beschützt die Welt durch seine Gegenwart und vollkommene Liebe. Der Guru ist überall gegenwärtig, und auf diese Weise nährt und beschützt der Guru die Welt. Auf diese Weise nährt und beschützt der Guru auch mich, ganz gleich, wie nah oder fern wir einander körperlich sind.
Ich verstehe jetzt, dass Gurumayi mich auffordert, mein Gefühl von Getrenntheit loszulassen und in den Zustand völliger Einheit zu gelangen, in dem sie die ganze Zeit über lebt.
Ich bin meiner geliebten Gurumayi zutiefst dankbar dafür, dass sie mich auf diese Weise nährt und beschützt. Diese Guru-Schüler-Beziehung ist der wertvollste Teil meines Lebens – sie ist das, was mich erhält.