Wenn ich darüber nachdenke, was ich erhalten habe, seit ich als 17-jähriger Junge Gurumayi begegnete, und wie sich ihre Gnade spürbar durch all die Ereignisse meines Lebens zieht, verneige ich mich immer wieder im pranam vor Shri Guru. Gurumayi lehrt und offenbart mir das Mysterium und die Großartigkeit der Wirklichkeit immer wieder aufs Neue, und auch die Wichtigkeit dessen, ein wahrer Mensch zu werden – einer, der das alldurchdringende Selbst kennt und in ihm verankert ist.
In all den Jahren habe ich oft Gurumayis Feinsinnigkeit als Lehrerin und ihre unermüdliche Hingabe bewundert, mit der sie neue Wege findet, um die Wahrheiten und lebendigen Erfahrungen des Siddha Yoga Weges zu vermitteln. Gurumayi eine lustige Geschichte über Sheik Nasruddin erzählen zu hören, im Klang ihrer Stimme beim Singen des abhanga eines Dichterheiligen zu versinken, immer wieder ihre Bücher zu lesen, zu hören, wie sie überlieferte heilige Verse mit Klarheit und Autorität zitiert und auslegt, und ihre spontanen Interaktionen mit Anhängern zu beobachten, all das hat wertvolle Eindrücke von der Großherzigkeit und Tiefe der Siddha Yoga Tradition in meinen Gedanken und meinem Herzen hinterlassen
Ich werde nie die Feier zu Gurumayis Geburtstag vergessen, die 2001 im Shree Muktananda Ashram stattfand, als ich 24 Jahre alt war. Am Ende der Shri Guru Gita Rezitation dankte der Gastgeber, ein junger Erwachsener, uns allen liebenswürdig für das Mitsingen und lud uns ein, nun zum Frühstück zu gehen. Etwas an seiner Art, die Einladung auszusprechen, löste bei einigen Leuten ein Kichern aus. Der Gastgeber, der sich der Wirkung seiner Worte in keiner Weise bewusst war, sprach auf dieselbe Art weiter. Daraufhin begann Gurumayi selbst zu lachen. Sobald wir die ersten Töne von Gurumayis Lachen hörten, brach der ganze Saal in schallendes Gelächter aus, das endlos anzudauern schien. Ich erinnere mich an Gurumayis Lachen und das Meer an Lachen, in dem ich mich befand. In Gurumayis Lachen lag vollkommene Freiheit, und ich erlebte, wie sich diese Freiheit im ganzen Saal ausbreitete. Als ich über die Quelle von Gurumayis uneingeschränktem Lachen nachdachte, fiel mir Babas Lehre aus den heiligen indischen Schriften ein: „Die Glückseligkeit des Selbst ist immer neu.” In diesem Augenblick wurde jede Facette meiner Welt unvorstellbar schön, und der Meditationssaal selbst verwandelte sich in ein Theater aus Licht und Segen.
Einer der Gründe dafür, dass Gurumayis Worte, Musik und Gesten solch einen tiefen Eindruck in meinem Leben hinterlassen haben, liegt darin, dass sie eine Erfahrung der Lehren aus erster Hand vermitteln, jenseits des Horizonts eines rein intellektuellen Wissenserwerbs. Gurumayi während einer einfachen Meditationsanweisung zuzuhören, oder mit ihr zu sprechen – und sei es in einem Traum – kann mir auf erstaunliche Weise und mit einem Schlag die Unschätzbarkeit und unerschütterliche Beständigkeit meines inneren Selbst offenbaren. Die Wissenschaft dieser Wissensübertragung ist nichts, was wir im Rahmen unserer modernen Welt angemessen würdigen oder begrifflich fassen können. Und doch ist das genau die Art von Bildung, die ich durch Gurumayi während eines Aufenthalts im Shree Muktananda Ashram im Sommer 2003 empfangen habe.
Auf dem Höhepunkt eines einwöchigen Retreats, während dessen die Teilnehmer für längere Zeit in spirituelle Übungen versenkt waren, kündigte unser Retreat-Lehrer an, dass wir satsang mit Gurumayi haben würden. Als Gurumayi während des satsangs im Raum umherschaute, trafen sich unsere Blicke für einen kurzen Augenblick. Wie kann ich die Integrität des durchdringenden Blicks eines Sadgurus in Worte fassen?
Als Gurumayi mich ansah, wurde ich mir sofort all der Orte in meinem Leben bewusst, an denen ich in eine bestimmte Rolle verfiel oder eine Schau abzog. Mir wurde plötzlich klar, wie dieses „Spielen” als Barriere zwischen mir und den anderen diente und einen natürlicheren und ursprünglicheren Kanal der Kommunikation blockierte. Diese Abfolge von Einsichten entfaltete sich unmittelbar in Form eines „Mini-Lebensrückblicks“, zusammen mit der Erkenntnis, dass diese Verhaltensweise nicht nur sporadisch auftrat, sondern eher ein ständiges Merkmal fast all meiner Interaktionen war. Als mir all das dämmerte, nickte Gurumayi, die mir immer noch direkt in die Augen sah, langsam mit einem sanften Lächeln.
Durch diesen einen kurzen Blick diente Gurumayi als kristallklarer Spiegel und gewährte mir so eine vollkommen neue Ebene der Selbst-Wahrnehmung. Und mehr noch: Gurumayis Blick war mehr als eine einfache Enthüllung meiner Konditionierung: Weil ich dieses Muster ungefiltert, im Licht ihres Blickes sah, identifizierte ich mich nicht mehr damit. Obwohl Gurumayis Blick kein Urteil enthielt, war er nicht gefühllos oder gleichgültig. Gurumayis Nicken und ihr Lächeln waren voller Verständnis. Als mir klar wurde, wieviel Arbeit ich nun zu tun hatte, kam ich plötzlich auch mit einem sehr viel tieferen Teil meiner selbst in Verbindung, einem Teil, der bereits vollkommen gegenwärtig, wach und ganz und gar unerschütterlich war.
Ich hatte aus erster Hand erfahren, dass sogar die scheinbar zufälligen Gesten eines großen Wesens, wie ein beiläufiger Blick, große Kraft enthalten. Die Art, wie Gurumayi mich mit kompromissloser Offenheit und Leichtigkeit dazu aufruft, ein Leben zu führen, das einem Ziel gewidmet ist, und wie sie mir die Stärke gibt, jedem möglichen Hindernis auf dem Weg zur Erkenntnis meiner eigenen Göttlichkeit ins Auge zu sehen, bringt meinen Geist zur Ruhe und ruft Liebe und Dankbarkeit hervor.
Ich bin Gurumayi dankbar für diesen Wendepunkt in meiner sadhana, dafür, dass sie auf so einzigartige Weise die Kunst des Lehrens vorlebt, und dafür, dass sie mir durch ihre Verkörperung der wunderbaren Freiheit, des Mitgefühls und der totalen Spontaneität des Selbst gezeigt hat, dass es unendlich viel mehr Sinn im Leben gibt, als ich mir je hätte vorstellen können.
Ich verneige mich immer wieder im pranam vor Shri Gurumayi.